"Es war der Beginn aktiven antirassistischen Widerstands"

"Es war der Beginn aktiven antirassistischen Widerstands"
"Es war der Beginn aktiven antirassistischen Widerstands"
40 Jahre nach dem Mord an Ramazan Avcı in Hamburg wird der Ort des Verbrechens neu gestaltet. Endlich, sagt Gürsel Yıldırım von der Gedenkinitiative.
2025-12-18T08:02:00+00:00
Ein neues Mahnmal erinnert nun an Ramazan Avcı, einen 26-Jährigen, der vor fast 40 Jahren von Neonazis in Hamburg ermordet wurde. Die Gedenkstätte in der Nähe des S-Bahnhofs Landwehr, wo er starb, umfasst einen Rosenstrauch, gravierte Säulen und einen von der Bildhauerin Van Ngan Hoang gestalteten Stein. Seine Ermordung im Jahr 1985 löste eine der ersten organisierten antirassistischen Bewegungen in Deutschland aus – getragen von Migrant:innen selbst.
Das Mahnmal entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden, Künstler:innen und der Initiative in Gedenken an Ramazan Avcı, die von seinem Cousin Gürsel Yıldırım mitgegründet wurde. Seit 2010 organisiert die Gruppe jährliche Gedenkveranstaltungen, um Avcıs Andenken wachzuhalten und eine tiefere Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt zu fordern.
Am 21. Dezember 1985 erstachen Neonazis Ramazan Avcı vor dem S-Bahnhof Landwehr. Sein Tod markierte einen Wendepunkt: Innerhalb weniger Wochen bildeten migrantische Jugendliche in Hamburger Stadtteilen Selbstschutzgruppen, um Frauen vor rechtsextremen Übergriffen zu bewahren. Ihre Reaktion war schnell und koordiniert – etwas, das es in Deutschland bis dahin so nicht gegeben hatte.
Bis zum 11. Januar 1986 demonstrierten über 15.000 Menschen bei einem von Migrant:innengemeinschaften organisierten Protestmarsch durch Hamburg. Es war eine der größten antirassistischen Kundgebungen ihrer Zeit. Die Empörung führte auch zu bleibenden Veränderungen: 2012 wurde der Platz vor dem Bahnhof in Ramazan-Avcı-Platz umbenannt.
Das neue Mahnmal vertieft diese Würdigung. Drei mit Metall verkleidete Säulen prägen den Ort: Eine trägt die Inschrift „Rassismus tötet“ auf Deutsch und Türkisch, eine weitere gedenkt direkt Avcı, und die dritte ermöglicht wechselnde Banner. Die Initiative, gemeinsam mit Studierenden und dem Künstlerkollektiv Gülçüstan, strebte mehr an als nur eine Umbenennung. Sie wollten Blumen aus Avcıs Heimatstadt Gönen in der Türkei und ein Design, das zum Nachdenken anregt.
Gürsel Yıldırım, Avcıs Cousin, trieb das Projekt maßgeblich voran. Er und die Familie bestanden darauf, dass das Mahnmal Besucher:innen herausfordern solle, sich mit den Folgen von Rassismus auseinanderzusetzen. Ihr Einsatz stellt sicher, dass Avcıs Geschichte – und der Widerstand, den sie auslöste – in der Stadt, in der er starb, sichtbar bleibt.
Das Mahnmal dient nun als dauerhafte Erinnerung an Avcıs Leben und die Bewegung, die sein Tod entfachte. Jährlich veranstaltet die Initiative weiterhin Veranstaltungen am Ort des Geschehens und hält so die Debatte über rassistische Gewalt lebendig. Die Säulen, der Stein und der Rosenstrauch sind zugleich Hommage und Mahnung – ein Symbol dafür, wie Migrant:innen in Hamburg sich zur Wehr setzten.

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